Achtung vor der Würde des Lebens

 

Hallo!

 

 

Kennen Sie diese Art von staunenden Sätzen:

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal…?

 

Ich finde solche Sätze spannend. Sie erzählen ganze Geschichten.

Eine Geschichte könnte so aussehen:

„Im Grunde bin ich zutiefst dankbar, wie mein Leben bisher gelaufen ist. Ich hatte Zeit und Raum, mich zu entwickeln, meine Begabungen zu nutzen und einen Platz zu finden, an dem ich mich mit meinen Stärken und Interessen gut einbringen konnte. Eigentlich war dies alles ohne große Probleme möglich. Zumindest waren die Probleme aus heutiger Sicht eher gering. Jedenfalls stand ich nie vor Herausforderungen wie jetzt.
Sicher, es gab auch Augenblicke, in denen ich mir Gedanken gemacht habe. Augenblicke, in denen ich die plötzliche Erkenntnis hatte: Das alles, was du hast, was du tun kannst und was du sein kannst, ist nicht selbstverständlich. Manchmal entstanden solche Augenblicke dadurch, dass mich das Schicksal von Menschen in meinem Bekanntenkreis berührt hat.
Da brach auf einmal eine Krankheit oder ein Unfall mit ungeheurer Urgewalt in ein Leben ein. Und nichts mehr war so wie vorher. Neben der ehrlichen Anteilnahme an dem fremden Schicksal stand einerseits die Erleichterung darüber, dass es das Schicksal anderer ist. Andererseits war da aber auch die sorgenvolle Frage, ob die eigene Kraft ausreichen würde, Pflege, Schmerz, Einsamkeit, Angst Ohnmacht, den aufreibenden Wechsel von Hoffen und Bangen zu ertragen.

Und heute?
Heute stecke ich selber in einer solchen Geschichte und bin erstaunt: Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Kraft habe, eine solche Pflege zu leisten. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal für diesen anstrengenden Wechsel von Angst, Verzweiflung und Hoffen genug Geduld aufbringe. Meistens jedenfalls…“

Eine solche Geschichte macht deutlich: Das, was Menschen in dauerhaftem und belastendem Pflegealltag oder in der Auseinandersetzung mit dem Sterben eines wertvollen Menschen erleben, ist neu und unvergleichlich.

Es ist gut so, dass wir nicht ein ganzes Leben mit der Auseinandersetzung mit Leiden zubringen müssen. Es ist gut so, dass, wir lange gute Zeiten haben, in denen wir unser Leben als Zeit des Werdens und Wachsens begreifen.

Menschen lernen. Lebenslang. Und jede Erfahrung die wir machen, leistet ihren Beitrag, uns auf kommende Aufgaben und Ereignisse vorzubereiten.

Ich glaube, das gilt auch für die Aufgabe, sich mit Krankheit und Sterben auseinanderzusetzen. Ich glaube, dass die meisen von uns Erfahrungen haben, die ihnen in dieser Zeit helfen können. 
Es mag sein, dass sie nicht offen da liegen. Und Filter wie „Sterben“, „Abschied“, „Krankheit“, „Leiden“ oder Trauer werden bei der Betrachtung und dem Herauspicken von Lebenseindrücken nur selten angewandt.

Es braucht dazu vielleicht einen geschützten Raum und ein vertrauliches Gespräch. Es braucht dazu vielleicht die Freiheit, Erinnerungen an- und auszusprechen, die man bislang eher unsicher oder schamvoll beiseite gelegt hat.

Gerne möchten Mitarbeitende in den Hospizgruppen Ihnen helfen, einen solchen „geschützten Rahmen“ zu finden, in dem Sie sich erinnern und entdecken können: Ich habe doch eine Ahnung davon, was ich kann und wie dieses oder jenes gehen kann. Und: ich habe eine Ahnung, wie ich mir die Kraft für mein Tun erhalten kann.

Wir sind überzeugt: Sie wissen und spüren, was Sie können und was sie brauchen. Oder auch: was Sie nicht können und nicht brauchen.
Wenn wir Sie dabei unterstützen dürfen, Ihre Lebenserfahrung in der Zeit von Sterben und Abschied zur Wirkung zu bringen, sind wir gerne für Sie da!
Sprechen Sie uns an.
Der Einsatz unserer Gruppe ist für sie kostenfrei.

 

 

Hospizgruppe "Südlicher Odenwald" | info@hospizgruppe-odw-sued.de / 06275 912049